Gesundheitszentrum Spaichingen: Aktuelle Entwicklungen
Temporäre Unterbringung von Geflüchteten im Gesundheitszentrum Spaichingen
Aufgrund der weiterhin sehr hohen Zuweisungen an Asylbewerbern durch das Land Baden-Württemberg muss der Landkreis Tuttlingen aktuell alle zur Verfügung stehenden Möglichkeiten nutzen, um die Menschen unterbringen zu können. Schon im letzten Jahr wurden für einige Wochen in Abstimmung mit der Stadt Spaichingen eine ehemalige Station im Gesundheitszentrum genutzt. Seither sind die Räume als „Notfallreserve“ zur Unterbringung von Flüchtlingen vorbereitet. Der Landkreis Tuttlingen wird nicht umhinkommen, die Stationen im Laufe des Monats November mit Flüchtlingen zu belegen. Allerdings wird die Nutzungsänderung des Gesundheitszentrums für die Unterbringung von Flüchtlingen auf maximal zwei Jahre bis längstens 31.12.2025 befristet. Bis dahin soll eine Gemeinschaftsunterkunft in Spaichingen realisiert werden.
Trotz der vorübergehenden Nutzung als Flüchtlingsunterkunft werden die Planungen zur Weiterentwicklung des Gesundheitszentrums Spaichingen zu einem ambulanten Zentrum stringent weiterverfolgt und vorangetrieben.
Kreistag gibt Entwurfsplanung für Umbau und Sanierung des Bestandsgebäudes frei
Neben dem medizinisch-pflegerischen Zentrum (MPZ), das am Gesundheitszentrum Spaichingen als Neubau entstehen soll, soll auch das Bestandsgebäude künftig weiterhin mit medizinischen und medizinnahen Dienstleistungen belegt werden. Dazu gehören u.a. die Erweiterte Ambulante Versorgung (EAV), die Verwaltung des Gesundheitszentrums Spaichingen, das Schlaflabor, das Atemzentrum, das Gesundheitsamt des Landkreises Tuttlingen, das Beratungszentrum Bärenstark, die ambulante Palliativversorgung SAPV, die Fachstelle für Pflege und Selbsthilfe sowie ein Schauraum „Alter & Technik“. Letzterer wird bereits am 6. November in provisorischen Räumen eröffnet.
Für die Sanierungs- und Umbaumaßnahmen am Bestandsgebäude hat der Kreistag in seiner Sitzung am 26. Oktober 2023 die Entwurfsplanung freigegeben. Damit bekräftigt der Kreistag das Ziel, das frühere Krankenhaus zu einem breit aufgestellten Gesundheitszentrum weiterzuentwickeln. Nach Ansicht des Kreistags ist eine vertiefende Planung notwendig, um nach Vorliegen der Entwurfsplanung im Frühjahr 2024 eine Entscheidung über die Priorisierung von Maßnahmen und den konkreten weiteren zeitlichen Ablauf treffen zu können.
Bei den Sanierungs- und Umbaumaßnahmen soll die statische Grundstruktur der Pflegebauten sowie Fassade und Fenster erhalten bleiben. Der größte Sanierungsbedarf besteht in Bezug auf die Gebäudetechnik, die unabhängig von der konkreten späteren Nutzung in jedem Fall erneuert werden muss. Die Installationen in den Bereichen Heizung, Sanitär und Elektro müssen großenteils ausgewechselt werden, um neuen Vorgaben gerecht zu werden. Ebenfalls besteht Sanierungsbedarf bei der Brandmeldeanlage sowie der Sicherheitstechnik des Gebäudes.
Die Umsetzung der einzelnen Maßnahmen erfolgt in zeitlicher Abhängigkeit zum Bau des MPZ, für das derzeit das Vergabeverfahren läuft. Zum jetzigen Zeitpunkt lassen sich deshalb noch keine zeitlich fixierten Bauabschnitte benennen. Erst wenn das MPZ fertig gestellt ist, kann mit den eigentlichen Sanierungsarbeiten im Bestandsgebäude, dem Abriss des Funktionstrakts und der Neugestaltung des Eingangsbereichs begonnen werden. Nach heutigem Stand ist davon auszugehen, dass die Umsetzung der geplanten Maßnahmen am Gesundheitszentrum Spaichingen einen Zeitraum von fünf bis sechs Jahren erfordern wird.
Auf Grundlage der vorgesehenen Nutzungen wurde eine erste Kostenschätzung vorgenommen. Demnach belaufen sich die Gesamtkosten der Umbaumaßnahmen auf rund 24,8 Mio. Euro, wovon 1,97 Mio. Euro durch Dritte zu finanzieren sind, so dass beim Landkreis 22,9 Mio. Euro verbleiben. Der überwiegende Teil der Kosten (rund 10,9 Mio. Euro) liegt in der Sanierung und Erneuerung der Gebäudetechnik. Ein Teil der Umbaukosten kann durch Mieterlöse zu marktüblichen Preisen refinanziert werden.
Für die neue Wärmezentrale in Form eines Contractingmodells, die vom Kreistag bereits beschlossen wurde, läuft derzeit das Vergabeverfahren, das im Januar 2024 abgeschlossen wird. Auf den Landkreis entfallen nur die Kosten für die Gebäudehülle.
In die Kostenschätzung eingepreist auch eine PV-Anlage auf dem Dach des Bestandsgebäudes sowie eine dafür ggf. dafür erforderliche Dachsanierung.
Für einzelne Bereiche werden schon vorab Sanierungsarbeiten erfolgen. Dazu gehören zum einen Einheiten, die unabhängig vom MPZ nach der bisher vorgesehenen Nutzungskonzeption schon dauerhaft an ihrem endgültigen Standort untergebracht werden können (z.B. das Schlaflabor mit Atemzentrum oder das Palliativnetzwerk), aber auch Interimslösungen für Nutzer, die später ins MPZ verlagert werden sollen, aber in der Übergangsphase neue Anforderungen benötigen (z.B. die MVZ-Praxen). Auch für neue Nutzer, die für das Gesundheitszentrum gewonnen werden, sollen ggf. sanierte Räume angeboten werden.
Die Unterbringung der EAV soll ebenfalls im Bestandsgebäude erfolgen. Mit der Sanierung dieser Räume kann jedoch erst begonnen werden, wenn im Rahmen der Krankenhausreform die rechtlichen und finanziellen Grundlagen dafür geschaffen worden sind. Insofern besteht dafür kein sofortiger Handlungsbedarf.
Als eine der ersten Maßnahmen soll das Gebäude der Heizzentrale errichtet werden. Damit unabdingbar verbunden sind erste Maßnahmen zur Sanierung der gebäudetechnischen Einrichtung. Hier liegt auch der Schwerpunkt in der ersten Bauphase.
Im Rahmen der Entwurfsplanung werden die einzelnen Maßnahmen in Bauabschnitte gegliedert. Auf Basis einer fundierten Entwurfsplanung und einer verlässlichen Zahlengrundlage wird dann über die konkrete Ausführung der Arbeiten und die Finanzierung entschieden. Dies soll aus heutiger Sicht im April/Mai 2024 erfolgen.
Pflegehotel
Wie schon mehrfach berichtet, plant die Sozial Invest Spaichingen GmbH & Co. KG den Neubau eines Pflegehotels auf dem Gelände des Gesundheitszentrums. Im Mai 2023 wurde der vorhabenbezogenen Bebauungsplan für das Pflegehotel beauftragt. Wie die Sozial Invest Spaichingen GmbH & Co. KG mitteilte, kann der Satzungsbeschluss in Abstimmung mit den Planverfassern sowie der Stadt Spaichingen voraussichtlich im zweiten Quartal 2024 erfolgen. Anschließend wird die Gesellschaft den Bauantrag für das Projekt bei der Stadt einreichen, sodass die Baugenehmigung voraussichtlich in 2024 vorliegen wird. Parallel findet zwischen der Gesellschaft und dem Landkreis die Abstimmung zu den notwendigen Erschließungsmaßnahmen sowie zur Ausgestaltung der Außenanlagen am Gesundheitszentrum statt. Geplant ist, mit der baulichen Realisierung des Pflegehotel-Komplexes im Frühjahr 2025 zu beginnen, sodass laut Aussage der Investoren die Bezugsfertigkeit Ende 2026 sichergestellt werden kann.